Randstimmen

30. 08. 20 / 05. 09. 20 Linz, Austria

Randstimmen ist ein Klangspaziergang, der sich zwischen verschiedenen urbanen Situationen bewegt. Er verläuft durch verschiedene Raumnutzungen und Raumkonzepte. Stadtgeschichte, Stadtentwicklung sowie der Übergang von Agrar- und Naturräumen zu einem urbanisiertem Raum wird hier hörbar.

Große Infrastruktursysteme gliedern die urbane Landschaft. Bis auf alte Ortskerne von eingemeindeten Dörfern sind alle Gebäude und Wohnanlagen auf Böden gebaut, die vor nicht allzu langer Zeit Teil von Auen oder Landwirtschaften waren. Mitten im Süden von Linz spazieren wir durch Orte, die bis vor kurzem noch dezidierter Stadtrand waren.

Eine spezielle Topografie mit einigen Höhenmetern zeichnet diesen Weg aus und beeinflusst stark seine auditiven Qualitäten.

1) Wiener Straße 523, Bundesstraße 1: … weg vom Verkehr.

Unser Spaziergang beginnt und endet am Hofer Parkplatz in Ebelsberg, Wiener Straße 523 und ist leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Von hier aus gehen wir einen kleinen Berg hinunter, weg vom Verkehrsaufkommen der Bundesstraße 1 und biegen rechts in den Ebelsberger Schloßweg. Die unterirdischen Wasserströme im Kanalsystem sind hier fast immer gut zu hören.

2) Ebelsberger Schloßweg: … spazieren im fernen Rauschen zwischen den Welten.

Wir folgen dem verkehrsberuhigten Ebelsberger Schlossweg für ca. 1 km bis zur Traundorfer Straße. Der Weg führt uns linker Hand entlang von Parkanlagen des Ebelsberger Schloßes, Feldern und Pferdekoppeln einer Reitschule sowie rechter Hand der großen stillgelegten Kasernenanlage. Immer wieder dringt Verkehrsklang von der ca. 150 m entfernten Bundesstraße 1 durch. Die Gebäude entlang des Weges spenden Klangschatten.

3) Uferstraße: … visuell auf dem Land, akustisch in der Stadt.

Nach einem kurzen Stück auf der Traundorfer Straße geht unser Weg links weg in die Uferstrasse, hinein zwischen die Felder. Kurz erleben wir eine ländliche Anmutung, laufen vorbei an einem schönen alten Bauernhof mit Obstbäumen und Gemüsegarten. Unmittelbar darauf führt ein kleiner Gehweg steil nach unten zur Westbahnstrecke. Während des tiefer Steigens können wir hörend spüren, wie die B1 in unserem Rücken verschwindet und die Bahn unter und vor uns den Raum zu bestimmen beginnt. Unten angekommen begeben wir uns in den Fußgänger- und Radtunnel, um die große Bahnanlage der Weststrecke zu queren.

4) Fußgänger- und Radtunnel: … Soundbox_Effektmaschine.

Der Tunnel beginnt und endet mit einer Linkskurve, er fällt ab und steigt am anderen Ende wieder leicht an. Dieser eigenwillige Betonschlauch ist ein ganz spezieller Klangraum mit Resonanz-, Hall- , Echo- und Modulationseffekten. Er lädt dazu ein, diese Effekte mittels Klatschen und Singen zu erleben.

5) Moosfelderstraße – Neufelderstraße: … wie Verkehr Raum besetzt und wieder freigibt.

Zwischen Bahndamm und Einfamilienhäusern führt uns unser Weg zur Traun. Die vorbeifahrenden Züge besetzen und bestimmen damit den Klangraum immer wieder für kurze Zeit, bis wir uns dann auf der Neufelderstraße auch neben der Umfahrungsstraße Ebelsberg befinden, die hier in den Mona-Lisa-Tunnel eintaucht. Rechter Hand entsteht so eine graue Klang-Wand, die von der linken Seite je nach Art eines vorbei fahrenden Zuges mehr oder minder maskiert wird.

6) Traun-Radweg – Hochwasserdamm: … lokale Klänge und Stimmen im Rauschen des Wassers, des Windes und der (fernen) Industrie.

Die Neufelderstrasse endet beim Traun-Radweg. Wir wenden uns hier links und queren die Bahn wieder beim Unterschreiten der großen Bahn-Brückenanlage. Auch dieser Ort lädt zum Klatschen und Rufen ein. Nach der Brücke beginnt parallel zum Fuß-Radweg auf dem dicht mit Sträuchern und kleinen Bäumen bewachsenen Damm ein Pfad. Unser Weg führt uns von hier flussaufwärts, unter einer Verkehrsbrücke hindurch, die Ebelsberg mit Kleinmünchen verbindet und lässt uns danach weiter auf dem nun offenen Damm zwischen dem Mühlbach und einem Traun-Nebengewässer spazieren. Dieser ganze Wegabschnitt ist voll von kleinen wie großen Klängen der Flora und Fauna, mit Plätschern und Fließen der Gewässer, mit Stimmen von Menschen und Fahrradgeräuschen, während das Auge durch eine grüne Welt spaziert. Die Klänge der Schwerindustrie auf der anderen Seite des Flusses und das graue Rauschen der umliegenden und kreuzenden Verkehrssysteme sind dennoch immer präsent.

7) Marktmühlgasse: … große Schwelle von Leise nach Laut.

Vom Damm aus gehen wir in die Marktmühlgasse und schreiten auf die große Strobl Mühle zu. Hier biegen wir links ab und begleiten den Mühlbach vorbei an der Piccolominigasse, bis es uns der Weg erlaubt nach Rechts abzuzweigen und uns so zu den Häusern entlang der höher gelegenen Wienerstrasse führt. Am Ende finden wir eine Stiege, die uns nach oben bringt. Dieser ganze Abschnitt ist ein sich langsam beschleunigendes Crescendo hinein in den massiven Verkehrsklang einer der wichtigsten Verkehrsadern von Linz. Der Raum ist hektisch und dicht. Alle unmittelbaren Klänge, wie die unserer Kleidung oder Schritte von Passanten sind maskiert. Wir sind jetzt in einem absolut mit Verkehrsklang besetzten Raum.

8) Kreuzung: Wienerstraße – Kremsmünsterer Straße: … große Schwelle von Laut nach Leise.

Wir gehen im massivem Verkehrsklang entlang der Wienerstrasse bis zur Kreuzung mit der Kremsmünsterer Straße. Hier überqueren wir die B1 an der  Fußgängerampel und biegen kurz darauf wieder in den Ebelsberger Schlossweg ein. Der Weg beginnt mit einem Bogen und ist eingebettet in höher gelegenes Gelände. So wird es möglich, dass wir auf sehr kurzer Strecke vom einem voll mit Verkehrsgeräuschen besetzten Raum, der klanglich stark eingeschränkt und ohne Ausdruck ist, wieder in eine Art von Stille mit einem weitem und offenem Hörraum schreiten. Nach ca. 100 Meter stoßen wir rechts auf den kleinen Anstieg, der uns wieder zum Ausgangspunkt und zum Verkehrsklang der Wienerstrasse/B1 bringt.