Ort der 1000 Räume

Ort der 1000 Räume

Text des Vortrags anlässlich des Senatsempfangs des Finales der „Nationalen Projekte des Städtebaus, Ohlsdorf 2050“am 26. Mai 2019 im Forum Ohlsdorf

Die auditiven Qualitäten des Hamburger Parkfriedhofs Ohlsdorf

Ich möchte Sie alle herzlich begrüßen und mich bei den Verantwortlichen des Ohlsdorfer Parkfriedhofs sowie den zuständigen Stellen der Stadt Hamburg bedanken, dass ich im Herbst 2018 eine siebentägige künstlerische Forschung zum Thema „Auditive Qualitäten des Parkfriedhofs Ohlsdorf“ durchführen konnte. Dabei wurde ich von meiner Gattin, der Künstlerin und Komponistin katrinem, begleitet und unterstützt. Ganz besonders freue ich mich aber, dass ich nun die Gelegenheit habe Ihnen davon zu berichten.

Einleitend möchte ich ein paar biografische Dinge zu meiner Person erzählen und warum ich mich als Künstler immer mehr dafür zu interessieren begonnen habe, wie wir Welt hörend wahrnehmen und wie sehr der auditive (hörbare) Lebensraum mit seinen innewohnenden Atmosphären unser Agieren im Alltag gestaltet und mitbestimmt. (für die schriftliche Version Kurzbio am Ende des Textes)

Was verstehe ich unter einer künstlerischen Forschung?

Jede Forschung beginnt mit einer Frage. Künstlerisch im Vergleich zu wissenschaftlich heißt eigentlich nur, dass ich mich nicht auf ein Gebiet oder ein wissenschaftliches Forschungsfeld mit ihren jeweiligen Methoden und Begrifflichkeiten beschränke, sondern dass ich mir erlaube, frei assoziierend die verschiedenen Wissensgebiete zu wechseln oder sie in einen Dialog zu bringen. Ein erstes Ergebnis meiner Forschung vor ORT ist dieser Vortrag.

Erforscht man den Parkfriedhof Ohlsdorf aus einer hörenden, atmosphärischen Perspektive, dann offenbart sich ein einzigartiger Ort mit 1000 Räumen, Atmosphären und Stimmungen. Es ist ein symbolischer Ort, ein (Park-)Friedhof mit allen Konnotationen und Bedingungen, die mit dieser kulturellen Funktion einhergehen. Es ist ein urbaner Natur-Raum, dessen Prädikat „größter Parkfriedhof der Welt“ und seine faktische Größe von knapp 400 Hektar es den Besucherinnen und Besuchern nicht leicht machen, sich darin mit einem alltäglichen Raumverständnis zu orientieren.

Neue Nutzungsmöglichkeiten und Verständnisse für diesen großen urbanen Natur- Raum zu finden und diesen an die Bedürfnisse einer sich in Veränderung befindlichen Welt (ökologisch, politisch, sozial, technologisch, ökonomisch und kulturell) anzupassen ist nicht leicht. Seine Funktion und die damit einhergehende Pietät macht neue und andere Aktivitäten an diesem Ort schwer vorstellbar.

Bei näherer Betrachtung sind genau diese sich daraus ergebenden Beschränkungen (Öffnungszeiten, kein Durchgangsverkehr, Nachtruhe, keine ökonomische Nutzung etc.) seine Stärke und sein Schutzschild. Sie machen es möglich, an diesem Ort einzigartige persönliche wie gemeinschaftliche Erfahrungen zu machen. Gemeint sind wichtige Erfahrungen zu existenziellen Fragen unserer Zeit. Sie sind in den gewohnten urbanen Räumen heutiger Lebenswelten und wie wir darin unsere sozialen und ökonomischen Interaktionen organisieren, nur sehr schwer machbar und bewusst erlebbar.

Was verstehen wir unter einer Raumerfahrung in diesem Zusammenhang?

Die Bedeutung des Auditiven für die Raumerfahrung ist darin begründet, dass der Raum-Sinn wesentlich im Hör-Sinn liegt. Unter Raum-Sinn verstehen wir einerseits die menschliche Fähigkeit, Räume sich dreidimensional vorzustellen als auch ihre Atmosphären wahrzunehmen.

In unseren urbanen Lebenswelten ist unser Hören im Raum aus gutem Grund meist unbewusst oder funktionalisiert. Lautheiten / Lärm und eine Vielzahl an Maschinen-, Verkehrs- und Medienklängen, die − ohne direkten Bezug zu uns oder dem Ort − im Alltag auf uns eindringen, verleiten oder zwingen uns immer mehr weg-zu-hören. Das Hörbare wird gefiltert, wir leihen dem Raum, in dem wir uns befinden, „kein Ohr“.

Bewusste auditive Raum-Wahrnehmung ermöglicht andere Dinge, Zusammenhänge und Vorstellungen in und für unsere Lebenswelten zu entwickeln und macht deren Atmosphären emotional erleb-, nachvollzieh- und erfahrbar. Der Parkfriedhof Ohlsdorf ist dafür ein einzigartiger Ort, um dies zu erleben und sich darin zu üben. Seine Funktion, seine Größe, seine Materialität, seine Infrastruktur, seine Aktivitätsbeschränkungen etc. zwingen uns zu einer Entschleunigung, definieren einen faktisch „anderen Ort“.

Wenn wir hörend diesen Ort der 1000 Räume betreten, ihn begehen, ihn atmosphärisch erleben und seine Stimmungen auf uns wirken lassen, dann verlassen wir erlebbar den gewohnt ge- und bebauten, technisierten und medialisierten Raum. Das schier endlose, von zwei genialen Landschaftsarchitekten geplante und gestaltete Angebot einer über mehr als 100 Jahre sprichwörtlich gewachsenen Raumarchitektur eines Kultur- und Naturraums beginnt sich zu offenbaren. Unabhängig von all seinen Funktionen und Qualitäten und den daraus resultierenden Konnotationen − ein Ort der Trauer als auch ein Gedächtnisraum der Stadt zu sein − ist der Parkfriedhof ein Ort mit großer sinnlich und auditiver Qualität. Erlebbar im Durchschreiten, Verweilen und Begehen der verschiedenen aus Natur gebauten Räume und den dabei stattfindenden Wechsel der Atmosphären und Stimmungen.

Gerade an diesem Ort spielt neben dem Ohr auch das Auge (unsere beiden Fernsinne) im konkreten Erleben der verschiedenen Stimmungen und Atmosphären, im Durchschreiten der verschiedenen Räume und Raumsequenzen, eine wichtige Rolle. Das Hören aber fungiert hier als ein Tor zu dieser sinnlich erfahrbaren Welt. Es hilft zu differenzieren, lenkt die Aufmerksamkeit sowohl auf konkrete Ereignisse im Nah-Feld (ein Knacken lässt ein Kleintier erblicken und ein Krähenruf die Räumlichkeit des Ortes spüren) als auch auf raumbegrenzende Elemente und Strukturen (Wind in den großen Bäumen) und lässt so die Emotionalität des Raums, die Stimmung vor Ort spüren.

Es hilft uns den scheinbar stillen, inaktiven Raum als etwas dynamisches und lebendiges zu empfinden und zu begreifen. Auch die großen Wirkungskräfte der Natur wie Jahreszeiten, Wetter und Tag-Nacht Kreis werden hier erleb- und erfahrbar.

Betrachtet man seine auditive Situation, dann stellt man fest, dass kein Maschinen-, Medien- oder Verkehrsklang hier den Hör-Raum im Nah-Feld dominiert. Jedes hörbare Klangereignis ist leicht zu verorten, in anderen Worten: kein gebautes urbanes Ensemble mit seinen harten vertikalen Flächen stört durch seine Reflexionen und Materialität die Orientierung im Raum.

Der Parkfriedhof Ohlsdorf ist umringt von Klängen der Stadt mit all ihren Aktivitäten und Infrastruktursystemen, die je nach Örtlichkeit, Intensität und Ausrichtung von außen in diesen eindringen. Er filtert, dämpft oder mischt diese Klänge. Je tiefer man sich in ihn hineinbegibt, desto mehr verliert die Stadt ihre Stimme und reduziert sich auf ein fernes Rauschen.

Seine eigene Klangsprache besteht im Wesentlichen aus Stimmen der Natur, im Speziellen aus der Sprache des Windes und des Wassers in all ihren möglichen Interaktionen mit seiner Flora und Fauna. Es ist ein Ort, der weitestgehend frei ist von Kognitiver Dissonanz, wie wir sie im urbanen Raum in Bezug auf unsere Fernsinne (Sehen und Hören) täglich erleben. Seine Räume sind immer sinnlich stimmig erfahr- und erlebbar, darauf beruht neben seiner Luft- und Klimaqualität seine grundsätzliche Erholungskraft und Aufenthaltsqualität.

Seine großartige Gestaltung, die den riesigen Park organisatorisch wie thematisch zum Friedhof werden lässt ohne die Anmutung eines Parks zu verlieren, besteht aus Variationen immer wiederkehrender Raummodule. Diese sind durch ihre variierende Größe, Bepflanzung, Gestaltung und Lage im konkreten Erleben eines einzelnen Raumes immer eigenständig wahrnehmbar und erlebbar.

Eine wesentliche Gestaltungskraft für seine auditiven Qualitäten sind die Größe und Artenvielfalt seiner Bäume und ihre raumgestalterischen Setzungen wie auch sein dichtes Netz an Brunnen und Wasseranlagen. Wasser, im Fall der Brunnen und kleinen Wasseranlagen, verweist hier immer auf einen Ort im Raum oder definiert im Wesentlichen eine Raumstimmung im Fall der großen Wasserflächen. Die Stimmen der Bäume im Wind wie auch die Wasserklänge der Brunnen und Wasseranlagen bestimmen motivisch endlos variierend seine Klangsprache.

Eine auditive Qualität ist hier immer vorhanden. Sie äußert sich situations- und ortsbezogen direkt mit den Klängen und Stimmen des Windes, des Wassers, seiner Vogel-, Kleintier- und Insektenwelt, in den Aktivitäten seiner Funktion, seiner Besucherinnen und Besucher und seiner Instandhaltung. Indirekt wird sie erfahrbar, da alle im Parkfriedhof hörbaren Klang-Ereignisse − von außen eindringend oder vor Ort erzeugt − von diesem durch seine biologisch gewachsenen Raumarchitekturen und deren Materialität gedämpft, gefiltert, reflektiert und gefärbt werden.

Eine weitere essenzielle Qualität des Parkfriedhofs liegt darin, wie hier Zeit und Raum als Rhythmus und Struktur erlebt werden kann. Es ist ein Ort der persönlichen, kulturellen, biologischen und kosmischen Zeit, einer zyklischen Zeit im Gegensatz zu der im Alltag erlebten technischen, medialen und punktuellen Zeit. Hier spielt der Lichtverlauf von Tag und Nacht eine Rolle, hier jährt sich der Todestag einer geliebten Person, hier findet Kultur in ihren Feiertagen und Ritualen zyklisch statt.

Alles das verordnet sich in Jahreszeiten und wird von diesen im sinnlich Erlebbaren moduliert.

Conclusio

Nach dieser künstlerischen Forschung offenbart sich für uns der Parkfriedhof Ohlsdorf als ein einzigartiger Ort mit 1000 Räumen, Atmosphären und Stimmungen. Dies ist in der jetzigen Situation vor Ort nicht so einfach zu erkennen, da gegenwärtige Vorstellung und Nutzung einen leicht erlebbaren Zugang für eine sensible gesamtheitliche Annäherung an den Ort erschweren.

Es stellt sich die Frage, wie kann dieses neue Verstehen einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden?
Wie kann dieser Ort in seiner Gesamtheit erfahr- und erlebbar werden?
Und wie können die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamburg und ihre Gäste diesen Ort als speziellen und einzigartigen Erfahrungs- und Naturraum begreifen und nützen?

Welche Vorstellungen müssen dafür von Betreiberseite entwickelt werden und wie weit muss dieses neue, andere und erweiterte Verständnis für diesen Ort in künftige Kommunikationsprogramme sowie bei Interventionen und Gestaltungseingriffen seinen Widerhall finden?

Um dies näher zu veranschaulichen und mögliche Vorgangsweisen zu skizzieren, möchte ich im Folgenden kurz unsere Forschungsvorgangsweise im Sinne von „Was wurde untersucht, kategorisiert und identifiziert“ vorstellen:

Ein- und Ausgänge

Der Parkfriedhof Ohlsdorf ist heute durch neun Zugänge betretbar. Diese sind relativ gleichmäßig verteilt, unterscheiden sich aber stark durch ihr jeweilig anderes urbanes Umfeld.
Beim zentralen Haupteingang, dem direkten Eingangsbereich des Haupttors an der vierspurigen, hoch frequentierten Fuhlsbüttler Straße und dem links vom Haupttor liegenden Fußgängereingang ist das Nahfeld eines jeden Besuchers von Verkehrsklängen mit so großer Lautheit bestimmt, dass ein Raumwechsel, der Übergang vom Stadtraum zum Parkfriedhof, nicht erfahrbar ist. Es fällt daher schwer, uns für den neuen Ort zu sensibilisieren. Unser alltägliches und gewohntes Nicht- und Weg-Hören bleibt weiter aktiv. Hier ist es notwendig zu intervenieren.

Die Einfahrt Bramfeld − Bramfelder Chaussee − ist bei gegenwärtiger Nutzung als Ein- und Ausfahrt für den Durchgangsverkehr auditiv und atmosphärisch problematisch. Diese Situation wird sich durch ein geplantes starkes Zurückdrängen des motorisierten Durchgangsverkehrs wesentlich verbessern. Alle anderen Zugänge sind unterschiedlich gut geeignet, aber alle erfüllen die Erlebbarkeit eines Raumwechsels beim Betreten des Parkfriedhofs.

Kategorisierung der verschiedenen Räume / Raummodule und Identifizierung von Verbindungswegen, Durchgängen, Schneisen und Schwellen

Der Ohlsdorfer Parkfriedhof ist in seiner Planung und Gestaltung in zwei Teilen zu lesen und zu verstehen. Zwei unterschiedliche Ideen zu Tod und Sterblichkeit des Menschen finden hier ihren gestalterischen Ausdruck.

Im ersten und älteren Teil „Cordes“ wird in der Gestaltung und im Layout der Anlage der Idee von Individualität und Einzigartigkeit des Menschen Rechnung getragen. Eine Gartenlandschaft mit geschwungenen Wegen, Räumen mit topografischen Elementen und Wasseranlagen mit großer individueller Ausstrahlung wurde hier geplant und verwirklicht.

Der zweite und jüngere Teil „Linne“ ist gestaltet im Resonanzraum des Ersten Weltkrieges und ist dem Gedanken „im Tod sind alle Menschen gleich“ in seiner Planung und Umsetzung verpflichtet. Der Raum ist hier wesentlich abstrakter. Hier finden wir ein Spiel von geradlinigen geometrischen Formen in der Raumaufteilung. Symmetrie und Parallelität sind die vorwiegenden Gestaltungsgesten.

Beide Planungen und Gestaltungen sind von höchster Qualität und erzeugen mit den schon eingangs benannten Beschränkungen des Parkfriedhofs aus seiner Funktion heraus diesen Ort der 1000 Räume.

Die verschiedenen vor Ort auffindbaren Raumelemente wie große und kleine Räume mit ihren diversen Gliederungen und Raumordnungen von Grabstätten, ihren Bepflanzungen und gärtnerischen Gestaltungen sowie alle Verbindungswege, Durchgänge und Schneisen mit ihren verschiedenen Bodenbelägen und Wegbreiten erzeugen im Zusammenspiel ihrer Elemente eigene Atmosphären und Stimmungen. Sie sind im Wechsel von einem Raum zum nächsten im Durchwandern und Verweilen erlebbar.

Wasserstimmen

Wasserklang ist ein bestimmender, immer wiederkehrender Klang an diesem Ort.

Ein unglaublich dichtes Netz von kleineren und größeren Brunnen wie auch eine Reihe von Wasseranlagen lassen sich im Parkfriedhof finden. Eine große Anzahl davon wurde von uns untersucht und kommentiert.

Es wurden auch Möglichkeiten der Intervention und für Verbesserungen der atmosphärischen Situation vor Ort angemerkt. Der zentrale Gestaltungs- und Interventionsansatz ist hier, Wasser hörbar zu machen, Brunnen zu aktivieren und zu stimmen. Dies ist wichtig in Raumsituationen, die von außen eindringendem Verkehrsklang belastet sind. Es wird dabei ein erlebbares Nah-Feld erzeugt und die Aufenthaltsqualität am jeweiligen Brunnenort gesteigert.

Windstimmen

Wind erleben wir, wenn starke Luftbewegungen Objekte zum Sprechen bringen. Die vielen mächtigen und großen Bäume im Parkfriedhof besitzen in ihrer Artenvielfalt verschiedene Stimmen. Eine große Birke klingt anders in ihrem Blätterrauschen als eine Eiche, Buche oder Föhre. Die immer wieder variierenden Distanzen zwischen Bäumen und Baumgruppen schaffen eine differenzierte Windsprache. Man findet hier sogar Räume, die in ihrem Layout und der räumlichen Setzung verschiedener Baumarten wie für Windkonzerte gebaut scheinen. Ein Beispiel: Platz der Sturmflutopfer von 1962.

 

Poetische Orte, Hör-Orte mit Aufenthaltsqualität

Im ganzen Areal des Ohlsdorfer Parkfriedhofs lässt sich eine Reihe von poetischen Orten finden. Unter einem poetischen Ort verstehen wir Orte mit vielschichtigen Qualitäten (auditiv, geschichtlich, architektonisch und gartengestalterisch) und einer starken Atmosphäre. Sie sind immer auch eine Einladung zum Verweilen.

Als kurz beschriebenes Beispiel dafür dient uns der im Friedhofsplan angeführte Ort „Mausoleen“. Ein Ensemble aus topografischen Elementen wie einem kleinen Hügel, einem Teich, malerisch gesetzter Bepflanzung, verwachsenen gebauten Grabstätten (Mausoleen) und mächtigen alten Bäumen mit tief herabhängenden schweren Ästen erzeugen hier eine eigene vielschichtige Stimmung. Sich ändernde Licht- und Wetterverhältnisse modulieren ständig seine Atmosphäre. Es ist ein poetischer Ort mit großer Verweilqualität zu allen Jahres- und Tageszeiten.

Um all dies erfahr- und erlebbar zu machen braucht es nicht viel, eine einfache mögliche Intervention dafür wären „Raumstücke“. Dies sind exemplarische Wege zur intensiven Erlebbarkeit der vor Ort vorhandenen Atmosphären und Stimmungen. Ihre tiefere Qualität offenbart sich bei wiederholten Begehungen. Sie zeichnen sich durch einen dramaturgischen Bogen aus und helfen den Besucherinnen und Besuchern, den Parkfriedhof Ohlsdorf als einen speziellen und einzigartigen Hör- und Erfahrungsraum wie auch als Erholungs- und Naturraum zu verstehen, zu erleben und zu nutzen. Sie sind aber auch eine Einladung und dienen zur Inspiration für ein Auffinden und zur Entwicklung von persönlichen Wegen.

Fazit:

Gelingt es uns beim Ohlsdorfer Parkfriedhof sich auch auf seine auditiven Qualitäten, Atmosphären und Stimmungen zu besinnen, dann lassen sich hier eine Reihe von wichtigen menschlichen Bedürfnissen befriedigen.

Unser Heute ist von einem Diskurs zwischen der Erlebbarkeit von Realraum und virtuellem Raum gekennzeichnet.
Im Realraum erleben wir unsere Körperlichkeit mit ihrer sinnlichen Empfindung und Erfahrung. Es herrscht ein Mangel an großen kommerzfreien urbanen Räumen, an Orten im Freien, die zur Kontemplation, zum Denken und Sinnieren einladen, an erreichbaren Naturräumen zum stillen Spazieren und Flanieren und an Orten, die (fast) frei von Maschinen, Verkehrs- und Medienklängen sind.

Gerade durch seine Funktion als Friedhof und gepaart mit dieser außergewöhnlichen Gestaltung und Größe ist der Ohlsdorfer Parkfriedhof als Ort der 1000 Räume dafür prädestiniert, diesem Mangel entgegenzuwirken.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Zuhören.