11. 05. 2001 - 21. 07. 2001
pool

klangkunstforum, parkkolonaden
 
LOCATION klangkunstforum, parkkolonaden, potsdamer platz / berlin (D)

 
DESCRIPTION


pool ist eine klanginstallation von sam auinger und bruce odland. das klangmaterial der installation ist sogenannter umgebungslärm am potsdamer platz. drei resonanzrohre werden am gebäude der hvb projekt installiert und transformieren den lärm in musikalisches material.
der installationsraum ist so gestaltet, dass er an eine schwimmhalle oder einen ruheraum erinnert. klang und licht sind dynamisch verkoppelt und ergeben gemeinsam einen ort der beobachtung und entspannung.

Das Klangkunstforum präsentiert mit der begehbaren Skulptur Pool eine Klanginstallation von Sam Auinger, Linz, und Bruce Odland, New York, die den White Cube des Galerieraums als akustische Schwimmhalle interpretiert. In dieser Umgebung besteht die Möglichkeit, sich mit einem akustischen Bad zu entspannen. Badeschuhe dürfen benutzt werden. Pool funktioniert wie ein Filter, der die tönend bewegte Atmosphäre als akustisches Material der Umgebung aufnimmt und es bearbeitet im Innenraum erklingen lässt. Dabei unterstreichen die minimalen Setzungen die Künstlichkeit eines Ortes, der nun auf das Zusammenspiel des optischen und akustischen Eindrucks abgestimmt ist. So werden die großflächigen Fenster des Raumes wie ein Art Membran behandelt. Sie sind nicht mehr nur die durchlässige Grenze zwischen Innen- und Außenraum, zwischen privatem und öffentlichem Leben, sondern ihre Bestimmung ist die einer künstlichen Haut.
Der Blick von drinnen nach draußen lässt nur noch die Konturen der bewegten Menschen und Objekte erahnen, die verschwommen gesehen werden. Teilweise ist auch deren Bewegung zu hören. Mit drei Resonanzrohren, die über dem Eingang des Kopfbaus des Gebäudeensembles Park Kolonnaden, in der Nähe des U-Bahn-Ausgangs angebracht sind, werden die wechselnden Geräusche und Klänge des Potsdamer Platzes aufgenommen. Solche Klänge und Geräusche eines Ortes, die oft als Sound-scapes bezeichnet werden, haben einen einmaligen und unverwechselbaren Charakter, der durch das zeitliche Zusammenspiel vorbeifahrender Autos, Stimmen von Menschen, der Schallentwicklung des Platzes und anderer Faktoren bestimmt ist. Häuserwände, Material und Höhe der Bebauung, die Größe des Areals und die Wetterlage kennzeichnen die akustische Atmosphäre, die im Verlauf eines Tages deutliche Schwankungen zeigt. Während manche Künstler, die mit Soundscapes arbeiten, sich Jean Jacques Rousseaus Parole: Zurück zur Natur! zu eigen gemacht haben, führen uns Auinger/Odland in die verborgenen Welten täglicher Klänge, und legen deren Schönheit frei. Dies geschieht durch die Ausrichtung der Resonanzrohre, mit denen sich die gewünschte akustische Perspektive eines Ausschnittes wählen lässt.
Entfernt ähnelt ihre Anlage jenen Richtmikrofonen, die im Bereich der Abhörtechnik der Polizei verwendet werden; mit dem Unterschied jedoch, dass die Rohre durch ihre Innenräume selbst schon Resonanzkörper sind. Mit Hilfe solcher sensiblen Instrumente erkunden Auinger/Odland seit Jahren öffentliche Räume mit einer poetischen Intention: „Wir lernen, der Klangumgebung, in der wir leben einen Sinn zu geben, indem wir zuhören, lauschen, erforschen und versuchen, sie wie eine Sprache zu verstehen. Wir sammeln, filtern und erweitern Klänge, die wir in der Natur und in den Städten finden, um die verborgenen Stimmen hörbar zu machen" (Auinger/Odland). Will man nun die Arbeiten von Auinger/Odland historisch im Feld der Klangkunst einordnen, so lassen sich vielleicht die folgenden Kennzeichen benennen.
Seit 1990 beziehen sich die Installationen auf die akustischen Situationen der Orte, an denen sie realisiert werden. Durch die Bearbeitung der Soundscapes mit digitalen Filtern und Matrixmixern entlocken Auinger/Odland dem akustischen Material feingliedrige Klangfelder und melodische Strukturen, die in eine Art Echtzeitmusik gebracht werden. Eine ungewöhnliche, reichhaltige Farbpalette entsteht durch die Auswahl einer Obertonstruktur, die sogar harmonische Konstellationen hervorbringt. Die Anordnung der Lautsprecher im Raum ist so konzipiert, dass Klangschichtungen und Wellen durch den Raum fließen und den Besucher zu einem akustischen Bad anregen sollen. Es bleibt nur eine Bitte an die Badegäste: Bitte folgen Sie den Anweisungen des Bademeisters.
Vorwort zum Ausstellungsprogramm von Christoph Metzger



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